Freiheit für Königsberg
Soll Kaliningrad wieder Königsberg heißen?
Rustam Vasiliev - NDR 1
http://www.ndr.de/wellenord/audio152091.html
NDR 1 Welle Nord - 14.03.2013 21:05 Uhr Autor/in: Birgit Johannsmeier
"Kantgrad", "Knjaschgrad" oder "Königsberg"?
Als Reaktion auf eine
Unterschriftensammlung für eine Rückbenennung gibt die Gebietsduma eine Umfrage
in Auftrag
Immer einmal wird in Ostpreußen öffentlich über
eine Rückbenennung der Hauptstadt in Königsberg diskutiert. In der Regel geht
dies mit Streitereien, Populismus und Spekulationen über historisches Gedenken
und Werte einher. Diesmal nun ist der Kreis derjenigen, die sich an der
Diskussion beteiligen, unerwartet groß. Nicht nur Vertreter kleinerer
gesellschaftlicher Gruppen sind aktiv, sondern auch Politiker. Die aktuelle
Diskussion ist durch die Bürgerinitiative von Rustam Wassiljew ausgelöst. Sie
hat eine Unterschriftensammlung für die Rückbenennung durchgeführt. Die Liste
mit 400 Unterschriften reichte sie bei der Gebietsduma ein.
Zwar zeigten viele Abgeordnete Bereitschaft, sich
an der Diskussion zu beteiligen, aber die Duma hat bis jetzt nicht über die
Petition entschieden, jedoch immerhin eine Umfrage in Auftrag gegeben. Auf der
Grundlage des Gesetzes der Russischen Föderation vom 10. Juli vergangenen Jahres
über „Die Ordnung zur Umbenennung geographischer Objekte und Subjekte in der
Russischen Föderation“ wurde eine entsprechende Arbeitsgruppe gebildet, deren
Aufgabe es ist, die Meinung der Bürger zu ermitteln.
Neben dem geschichtlichen und kulturellen Teil
der Diskussion stellt sich auch die rein wirtschaftliche Kostenfrage, die eine
Umbenennung zur Folge hätte. Mit schätzungsweise einer Million Euro würde die
Umbenennung den Haushalt belasten und auch auf die Bürger kämen Kosten für die
Neuanfertigung von Dokumenten zu.
Politiker haben bei Diskussionen über eine
Umbenennung stets die Veteranenverbände im Blick, die dagegen sind. Allerdings
gibt es auch bei der älteren Generation unterschiedliche Ansichten. Der
Kosmonaut Alexej Leonow, zweifacher Held der Sowjetunion, ist ein Befürworter:
„Ich bin für die Umbenennung. Es ist längst Zeit. Königsberg, das ist keine
faschistische Stadt, ihr Name hat überhaupt keine Beziehung zum
Nationalsozialismus“, sagte Leonow. „Es ist eine Stadt der Wissenschaft, der
Studenten und des Friedens. Eine Königsstadt! Albert, ein würdiger Mann, hat die
Universität in Königsberg gegründet. Eine der ältesten Universitäten in Europa.“
Während Ex-Gouverneur Georgij Boos und der designierte Chef der Stadtverwaltung
Felix Lapin für Königsberg stimmen, hält Gouverneur Nikolaj Zukanow sich
bedeckt. Die Frage könne nur durch ein Referendum entschieden werden, sagte er.
Umbenennungs-Gegner schüren gerne die Ängste der
Bürger vor einer Rückkehr der Deutschen nach dem Motto „Heute geben wir ihnen
den Namen, morgen das Land selbst.“ Einer, der auf dieser Populismuswelle
reitet, ist der Duma-Abgeordnete Oleg Schlyk, der nicht müde wird, seine
politischen Gegner zu diskreditieren.
Vor zwei Jahren wurde das sogenannte „Entstalinisierungsprogramm“
auf gesamtstaatlicher Ebene ins Leben gerufen, das eine Absage an die Erwähnung
von Namen der an stalinistischen Repressionen Beteiligten beinhaltet. Dazu
gehört zweifelsfrei auch der Name Michail Kalinins. Während andernorts bereits
Städte ihre alten Namen wiederbekommen haben – Kalinin heißt heute Twer,
Kujbyschew Samara, Swerdlowsk Jekaterinburg und Stalingrad wieder Wolgograd –,
hat bislang niemand ernsthaft gewagt, Königsberg seinen Namen zurückzugeben.
Früher oder später könnte es jedoch ein
Referendum über eine Umbenennung geben. Das heißt jedoch nicht, dass Königsberg
unbedingt seinen historischen Namen wieder erhält. Es gibt Vorschläge wie
„Kantgrad“, „Knjaschgrad“ (Fürst-Stadt) oder auch die Doppelbezeichnung
„Kaliningrad-Königsberg“. Viele halten das Wort „Kaliningrad“ in der russischen
Sprache für schön klingend. Juristisch ist es so, dass die Umbenennung von
Hauptstädten oder Verwaltungszentren nur unter Mitwirkung der Zentralmacht in
Moskau erfolgen kann.
Bei den Diskussionen geht es auch um die Frage,
wieviel von dem Geiste des alten Königsbergs in den wenigen noch erhaltenen
architektonischen Denkmälern geblieben ist. In den vergangenen Jahren wurden
einige große historische Objekte restauriert, darunter der Königsberger Dom
sowie das Königs- und das Friedrichsburger Tor. Auch wird das Fischdorf in
Anlehnung an den Stil der Hanse gebaut. Aber gleichzeitig verändert sich die
historische Landschaft der Stadt enorm. Für Neubauten verschwinden die Reste des
alten Königsberg. Von dem alten Königsberg ist äußerst wenig erhalten. Ein
Umstand, der eine Rückbenennung wenig wahrscheinlich macht. - Jurij
Tschernyschew/MRK
Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt Ausgabe 08/13, 23.02.2013; |
Für Königsberg!
Wir haben ein offizielles Angebot nach Kaliningrad Parlament für die Rückgabe der historischen Namen Königsberg, mit 400 Unterschriften von Bürgern aus Russland.
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